Vorarlberger Sprachatlas (VALTS)

Vorbild für die Erarbeitung eines Sprachatlasses für Vorarlberg und Liechtenstein war der von Rudolf Hotzenköcherle herausgegebene «Sprachatlas der deutschen Schweiz», dessen erster Band im Jahr 1962 erschienen war. Der aus Vorarlberg stammende Eugen Gabriel, Dozent und später Professor am Deutschen Seminar in Freiburg im Breisgau, nahm im Jahr 1964 die Arbeit am Sprachatlas für Vorarlberg und Liechtenstein auf. Kurz nach Beginn der Feldaufnahmen wurde beschlossen, das Untersuchungsgebiet geographisch auf das Allgäu und auf Westtirol auszudehnen. Diese Erweiterung hatte, so Eugen Gabriel, «ausschliesslich sachliche Gründe. Liechtenstein bildet wie Vorarlberg sprachlich kein abgegrenztes Gebiet, im Gegenteil: Unsere Aufnahmearbeit hat deutlich gemacht, dass die heutigen, relativ jungen politischen Grenzen dialektgeographisch ohne Bedeutung sind; das heutige lautliche Bild hat sich ganz sicher schon im Hochmittelalter herausgebildet, als es noch keine fest abgegrenzten Flächenstaaten gab».

Der Sprachatlas war ein Projekt des Landes Vorarlberg, an dem Liechtenstein allerdings mitbeteiligt war. Gemäss festgelegtem Verteilungsschlüssel bezahlte Liechtenstein jährlich einen im Voranschlag festgelegten fixen Betrag, der rund elf Prozent der Gesamtkosten umfasste. Liechtenstein erhielt im Gegenzug 55 Exemplare der in einer Auflage von 500 Stück erscheinenden Teillieferung des Sprachatlasses. Für das Land Liechtenstein hat der Historische Verein die Mitträgerschaft für den Sprachatlas übernommen. Materialgrundlage für den Sprachatlas bildeten die Feldaufnahmen (Erhebungen), die mittels eines Fragebuches erfolgten. Sehr detailliert wurde nach dem gesamten bäuerlichen Arbeits- und Lebensumfeld der vormechanisierten Zeit gefragt. Dazu kamen auch mehr allgemeine Fragen, wie nach den Benennungen der Körperteile, nach Witterungserscheinungen, Frauenarbeiten, Verwandtschaftsgraden usw. Auch Fragen zur mundartlichen Grammatik fehlen nicht. Eugen Gabriel führte Befragungen in den elf liechtensteinischen Gemeinden im Jahr 1964 durch, ergänzt durch abschliessende Aufnahmen 1982.

Die Publikation der ersten Kartenlieferungen erfolgte 1985. Inzwischen liegt die gesamte Publikation in gedruckter Form vor.

Der Sprachatlas dient – wie auch das Namenbuch – dazu, vom Verschwinden bedrohtes Sprach- und Namengut zu dokumentieren und der Nachwelt zu erhalten.

Eugen Gabriel

Projektbearbeiter
Eugen Gabriel