2022, 23. November – Vortrag von Dr. Matthias Donath

«Vergessenes Erbe. Die Fürsten von Liechtenstein in Nordböhmen und der Oberlausitz»
2022, 23. November – Vortrag von Dr. Matthias Donath

Göttin Diana mit dem Liechtensteinischen Wappen vor Dörfern der Herrschaft Rumburg (© Matthias Donat)

 

Einladung zum Vortrag

«Vergessenes Erbe. Die Fürsten von Liechtenstein in Nordböhmen und der Oberlausitz»

mit Dr. Matthias Donath, Historiker, Zentrum für Kultur//Geschichte, Niederjahna (D)

 

Datum: 23. November 2022
Uhrzeit: 18.00 Uhr
Ort: Liechtensteinisches LandesMuseum, Städtle 43, FL-9490 Vaduz

 

Der Historische Verein für das Fürstentum Liechtenstein und das Liechtensteinische LandesMuseum laden zum Vortrag von Dr. Matthias Donath am Mittwoch, 23. November 2022, 18 Uhr, im Liechtensteinischen LandesMuseum in Vaduz, ein. 

Die Gründungsgeschichte des modernen Staates Liechtenstein ist eng mit einem Ort verbunden, der in der Liechtensteinischen Geschichtsschreibung bisher kaum Aufmerksamkeit erfahren hat: Rumburg (tschechisch: Rumburk) in Nordböhmen. Hier richtete sich Fürst Anton Florian von Liechtenstein (1656–1721) seine Residenz ein, die er über dreissig Jahre nutzte und ausbaute, bevor er 1718 in einem Tauschvertrag von seinem Grossneffen Joseph Wenzel (1696–1772) die Herrschaften Schellenberg und Vaduz erwarb. 

Die Herrschaft Rumburg, die bis zur Bodenreform in der Tschechoslowakischen Republik in den 1920er Jahren im Besitz der Fürsten von Liechtenstein blieb, unterschied sich in mehrerer Hinsicht von den anderen Liechtensteinischen Besitzungen überwiegend in Mähren und Niederösterreich: Sie lag weit entfernt von den «alten» Besitzungen der Familie in einer Grenzlandschaft, in der zwei Staatsgebilde und zwei Konfessionen aufeinandertrafen. Rumburg gehörte zum Königreich Böhmen, jedoch lagen einzelne Gebietsteile als Exklaven im Markgraftum Oberlausitz oder gehörten unmittelbar zur Oberlausitz. Die Oberlausitz, lange ein Nebenland der böhmischen Krone, war 1635 von Kaiser Ferdinand III. an den Kurfürsten von Sachsen abgetreten worden, was bedeutete, dass diese Landschaft der Gegenreformation entzogen war. Die Grenzregion zwischen Sachsen, Böhmen und Schlesien entwickelte sich zum Zufluchtsort böhmischer Protestanten, die nach der Schlacht am Weissem Berg ihre Heimat verlassen mussten. Als Fürst Anton Florian die Herrschaft 1681 kaufte, war die Gegenreformation in Rumburg bereits durchgesetzt, doch hatte er in seinen Oberlausitzer Gebietsteilen auch lutherische Untertanen – auf die er nicht verzichten wollte, trugen sie doch massgeblich zu den Einkünften der Herrschaft bei.

Dr. Matthias Donath erläutert in seinem Vortrag die Spuren der Fürsten von Liechtenstein in Rumburg und Umgebung. Er berichtet über das Rumburger Schloss, welches Fürst Anton Florian für längere Zeit und Fürst Joseph Wenzel nur gelegentlich bewohnten, bevor dann im letzten Drittel des 18. Jahrhundert Rumburg seinen Residenzcharakter einbüsste. Er stellt das eindrucksvolle Loreto-Heiligtum vor, das von Anton Florian als «katholisches Bollwerk» an der Grenze zum lutherischen Sachsen gestiftet wurde. Er verweist auf die Künstler, die zwischen Rumburg und Wien hin- und herwechselten, namentlich Johann Lucas von Hildebrandt (1668–1745) und Franz Biener (1682–1742). Und er wirft offene Fragen auf, für die noch Forschungsbedarf besteht: Wie funktionierte die grenzüberschreitende Herrschaftsausübung? Welchen Anteil hatten die Fürsten Liechtenstein daran, dass sich das auf der sächsischen Seite befindliche Neugersdorf ab dem 18. Jahrhundert zum führenden Standort der Textilindustrie in der Oberlausitz entwickelte? Wie waren Rumburg und die Nachbarorte in die Netzwerke der Kommunikation, Repräsentation und Kultur der Fürsten von Liechtenstein eingebunden?
Die Beantwortung dieser Fragen ist auch deshalb von Bedeutung, weil im heute tschechischen Rumburk die Liechtensteinische Geschichte derzeit wiederentdeckt und neu wertgeschätzt wird.

Angaben zur Biografie - Dr. Matthias Donath, geboren 1975 in Freital (Sachsen), 1993–1999 Studium der Klassischen Archäologie, der Kunstgeschichte und der Christlichen Archäologie in Leipzig und Freiburg im Breisgau, 1999 Promotion zum Dr. phil. mit einer Arbeit zur Baugeschichte des Doms zu Meissen, 1999–2001 Volontariat am Landesdenkmalamt Berlin, seit 2001 freiberuflicher Kunsthistoriker, Historiker und Ausstellungskurator, Mitbegründer des Zentrums für Kultur//Geschichte, Herausgeber mehrerer historischer und landeskundlicher Zeitschriften (u. a. Sächsische Heimatblätter, Neues Oberlausitzer Hausbuch), Vorsitzender des Freundeskreises Schlösserland Sachsen und des Dombau-Vereins Meissen, Mitglied der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften und der Historischen Kommission des sächsischen Adels, Ehrenritter des Johanniterordens, rund 250 Veröffentlichungen zur Kunst- und Kulturgeschichte Sachsen, v. a. auch zum Adel in Sachsen.

Der Vortrag ist Teil einer vom Historischen Verein für das Fürstentum Liechtenstein und dem Liechtensteinischen LandesMuseum gemeinsam durchgeführten Vortragsreihe.

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Der Eintritt ist frei.

Wir freuen uns auf viele interessierte Besucherinnen und Besucher.

 

  

Wir möchten darauf hinweisen, dass an unseren Veranstaltungen Fotos gemacht werden, die über die Kommunikationskanäle des Vereins, in Publikationen oder in den Medien veröffentlicht werden können.