2022, 26. Oktober – Vortrag von lic. phil. Paul Vogt und MMag. Dr. Katharina Arnegger
Einladung zum Vortrag
Maria Burgstaller und Barbara Erni – zwei Beispiele für die Strafverfolgung von «Vagantinnen» im 18. Jahrhundert
mit lic. phil. Paul Vogt, Historiker, Balzers, und MMag. Dr. Katharina Arnegger, Historikerin, Mödling (A)
Datum: 26. Oktober 2022
Uhrzeit: 18.00 Uhr
Ort: Liechtensteinisches LandesMuseum, Städtle 43, FL-9490 Vaduz
Im Jahr 1989 wurde in Liechtenstein die Todesstrafe abgeschafft. Die letzte Hinrichtung fand 1785 statt, als die gewerbsmässige Diebin Barbara Erni auf Güdigen in Eschen geköpft wurde. Dem Fürsten Alois I. Joseph von Liechtenstein hätte das Begnadigungsrecht zugestanden, doch hatten die Beamten in Vaduz dringend davon abgeraten. Die Hinrichtung war ein Volksfest mit mehreren Tausend Besuchenden.
Am Mittwoch, 26. Oktober 2022, findet im Liechtensteinischen LandesMuseum um 18.00 Uhr ein Doppelvortrag von Dr. Katharina Arnegger und Paul Vogt statt, in dem sie sich mit den Lebensbedingungen von randständigen Personen in der frühen Neuzeit beschäftigen. Im ersten Teil des Vortrags wird Katharina Arnegger den Fall der Maria Burgstaller resümieren, die wegen mehrfachen Diebstahls angeklagt war. Der Scharfrichter stellte bei der Untersuchung jedoch keine Narben an ihrem Körper fest, die auf ein früheres «scharfes» Verhör (mit Folterungen) hingewiesen hätten. Nach eigenen Angaben versuchte die damals 40-jährige Witwe eines Bergarbeiters aus Kärnten durch Betteln und den Verkauf bedruckter Stoffe ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
Im zweiten Teil des Vortrags widmet sich Paul Vogt Barbara Erni, genannt die Goldene Boos. Ihre Geschichte wurde in den vergangenen Jahren immer wieder in Sagenbüchern, in Zeitungsartikeln, in einem Erzähltheater von Eveline Ratering und in einem Lied der Rockband Weltenbrand aufgegriffen – in Eschen wurde sogar eine Strasse nach ihr benannt. Das Interesse an ihrem Schicksal bewegt bis heute. Sie wuchs in erbärmlichen Verhältnissen in einer Diebesfamilie auf und hatte nie eine Chance «auf Arbeit und Zukunft».
Dank bisher unbekannter Quellen, die Katharina Arnegger im Laufe der letzten Jahre im Auftrag des Landesarchivs in den Wiener Archiven aufgearbeitet hat, können nun einige Fälle vom Umgang der Justiz mit dem «Diebesgesindel» dokumentiert werden. Im Zentrum stehen die exemplarischen Fälle Burgstaller und Erni – bei den übrigen Fällen müssen ein paar kurze Hinweise genügen.
Der Vortrag ist Teil einer vom Historischen Verein für das Fürstentum Liechtenstein und dem Liechtensteinischen LandesMuseum gemeinsam durchgeführten Vortragsreihe, die sich in diesem Jahr schwerpunktmässig mit besonderen Frauen beschäftigt.
Eine Anmeldung zum Vortrag ist nicht erforderlich. Der Eintritt ist frei.
Wir freuen uns auf viele interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer.
Wir möchten darauf hinweisen, dass an unseren Veranstaltungen Fotos gemacht werden, die über die Kommunikationskanäle des Vereins, in Publikationen oder in den Medien veröffentlicht werden können.