2023, 6. September – Vortrag von Dr. Werner Bundschuh
Einladung zum Vortrag
«Gau Schweiz – Anschluss erwünscht» – Der Fall Josef Franz Barwirsch
mit Dr. Werner Bundschuh, Historiker und Pädagoge, Dornbirn (A)
Datum: 6. September 2023
Uhrzeit: 18.00 Uhr
Ort: Liechtensteinisches LandesMuseum, Städtle 43, FL-9490 Vaduz
Der in Österreich geborene Dr. Josef Franz Barwirsch (Jg. 1900) kam wegen einer schweren Lungentuberkulose in den Dreissigerjahren nach Davos. Dort war er im NS-Kreis um Gustloff aktiv und verfasste während des 2. Weltkriegs zahlreiche Denkschriften, um den «Anschluss der Schweiz» an das «Großdeutsche Reich» voranzutreiben. Weil er mütterlicherseits Schweizer war, wurde er 1931 Bürger der Gemeinde Schmitten (Graubünden).
Seine landesverräterischen Umtriebe wurden erst nach Kriegsende entdeckt. In einem spektakulären Hochverratsprozess wurde er 1946 in Chur zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilt. Der «Fall Barwirsch» erregte in der Schweiz grosses Aufsehen. Vor allem die Frage, wer schuld an seiner Einbürgerung war, wurde heftig debattiert.
Bei einem Arztbesuch gelang Barwirsch 1954 die Flucht nach Österreich. Von dort aus forderte er vergeblich eine Haftentschädigung von der Eidgenossenschaft.
Am Mittwoch, 6. September 2023, 18.00 Uhr, laden der Historische Verein für das Fürstentum Liechtenstein und das Liechtensteinische LandesMuseum zum Vortrag von Dr. Werner Bundschuh, in dem er sich mit dem Schweizer Landesverräter Dr. Josef Franz Barwirsch auseinandersetzt. Der Vortrag findet im Liechtensteinischen LandesMuseum in Vaduz statt.
Für Geheimnisverrat und Spionage wurde Josef Franz Barwirsch vom Bundesstrafgericht am 20. Dezember 1946 in Chur zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Der «Fall Barwirsch» kam ins Rollen, nachdem die US-Behörden in Salzburg im Privatarchiv von Dr. Arthur Seyß-Inquart, dem österreichischen «Anschlusskanzler», von Barwirsch «Denkschriften» an die obersten NS-Instanzen des «Dritten Reiches» gefunden hatten, die den «Anschluss des Gaues Schweiz» zum Ziele hatten.
Der Fall erregte die Schweizer Öffentlichkeit auch deshalb so sehr, weil Barwirsch seit 1931 in die Gemeinde Schmitten (Graubünden) eingebürgert worden war. Seit den Dreissigerjahren war er führend in der Davoser NS-Community tätig. Er selbst sah sich auf Grund seiner persönlichen Beziehungen zu NS-Grössen wie Seyß-Inquart oder Ernst Kaltenbrunner als Kopf der nationalsozialistischen Bewegung in der Schweiz an. Barwirsch war allerdings in diesen Kreisen nicht unumstritten.
Nach seiner Verurteilung entbrannte im Rahmen der politischen Säuberungswelle, die nach Kriegsende die Schweiz erfasste und die Ausbürgerung von NS-Deutschen zum Ziel hatte, ein heftiger Streit darüber, wer die Verantwortung für die Einbürgerung des Landesverräters zu tragen hatte. Medial wurde die «Barwirschiade» von allen politischen Richtungen ausgeschlachtet.
1955 gelang Barwirsch die Flucht nach Österreich. Von dort aus versuchte er vergeblich, von der Schweiz eine Millionen-Haft-Entschädigung zu erhalten.
Der Referent, Dr. Werner Bundschuh, ist pensionierter AHS-Lehrer und Historiker. Er war von 1991 bis 2021 Obmann der Johann-August-Malin-Gesellschaft, Verein zur Erforschung der Vorarlberger Landesgeschichte. Bis 2016 war er Mitarbeiter bei _erinnern.at_, zuständig für die «Holocaust Education» an Österreichs Schulen.
Der Vortrag ist Teil einer vom Historischen Verein für das Fürstentum Liechtenstein und dem Liechtensteinischen LandesMuseum gemeinsam durchgeführten Vortragsreihe, die sich in diesem Jahr schwerpunktmässig mit dem Thema «Spionage» beschäftigt.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Der Eintritt ist frei.
Wir freuen uns auf viele interessierte Besucherinnen und Besucher.
Quelle: Nebelspalter, Bd. 73, 1947
Wir möchten darauf hinweisen, dass an unseren Veranstaltungen Fotos gemacht werden, die über die Kommunikationskanäle des Vereins, in Publikationen oder in den Medien veröffentlicht werden können.